Debütanten beim Galerienabend 2019

Hannah Rembeck: Die jüngste Galeristin. Nun unter eigenem Namen.
Unter dem Motto "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" präsentiert sich die junge Schmuckkünstlerin Hannah Rembeck und Nachfolgerin von Brigitte Berndt zum ersten Mal mit ihrer eigenen Galerie Hannah Hinter der Grieb 9 und hat für den Galerienabend neben ihren eigenen Arbeiten auch Autorenschmuck von Helen Freisacher- Borst, Juliane Schölß und Pia Duppich im Programm.

Das Kunstkabinett in der Unteren Bachgasse 7 zeigt Glasobjekte des jungen Künstlers Julius Weiland aus Lübeck. Beeinflusst durch die Studio-Glas Bewegung aus den USA, entwickelte er seine ganz eigene Methode der Glasbearbeitung. Seine Arbeiten sind von einem sehr freien Umgang mti dem Material geprägt, bei dem sowohl Zufall und Prozess, als auch das Dekorative ein große Rolle spielen. Ebenfalls zum ersten Mal zeigt die Galeristin Marianne Schönsteiner-Mehr die Arbeiten des Künstlers Andreas Amrhein. In seinen stark farbigen Arbeiten setzt er Zeichnung neben Malerei, mischen sich abstrakte Ideen und Ornament, schwungvolle Geste mit dreidimensional gearbeiteter Figuration.

Gleich gegenüber, in der Galerie Hammer - bekannt für die französische Malerien Hélène de Beauvoir - sind ebenfalls zwei junge Künstler zu entdecken: Lisa Liepelt und Christoph N. Fuhrer. Der in Bern geborene und in Berlin lebende Zeichner beschäftigt sich in seinem aktuellen Schaffenszyklus mit Wachstum in all seinen verschiedenen Erscheinungsformen. Seine an die Popart erinnernden Aquarelle sind ein starker sinnlicher Gegenpol zur immer oberflächenorientierteren digitalen Bilderwelt. Lisa Liepelt ist in Regensburg geboren und studiert derzeit Bildende Kunst an der HfBK in Dresden. Unter dem Titel "Ich glaube nicht an Handgepäck" zeigt sie Zeichnungen, Grafiken und filmische Studien.

In der Galerie Konstantin B. Am Brixener Hof 11 debütiert Kathrin Schneider (*1982) aus Mannheim. In ihrer abstrakten, stark gestischen Malerei lotet die junge Künstlerin die Möglichkeiten von Räumlichkeit und Fläche aus. Techniken wie Kratzen und Schürfen unterstützen die Haptik der Bildoberfläche und vertiefen den sinnlichen Charakter ihrer Arbeiten.

Unter dem Titel "Crypto Codes" präsentiert die Galerie Isabelle Lesmeister in der Obermünsterstraße 6 den Künstler Mathias Hornung. Die Grundlage seiner Arbeiten bilden rechtwinklige Raster, mal druckgrafisch auf Papier, mal dreidimensional auf Holz und mit kraterähnlichen Vertiefungen, welche das gleichmäßige Muster aus dem Lot zu bringen drohen. Dem zugrundeliegend ist die metaphorische Behaftung des Rasters als Gleichmäßigkeit und Ordnung stiftendes Mittel. Als Orientierungshilfe sollen sie vom Verfallen in Chaos und Ungleichgewicht bewahren. Topografie und Bewegung in Zeit und Raum werden durch solche Raster kontrolliert gegliedert - jedoch ist dieses theoretische Konstrukt zwangsläufig immer mit Ungleichmäßigkeiten und Störungen durchzogen: Vertiefungen und Furchen deuten den Beginn von Unkontrollierbarkeit und Chaos bereits an.

Freunde der Technik und Fotografie werden in der Schmuckgalerie Martin Wittwer in der Gesandtenstraße 16 fündig: Hier zeigt Dirk Bonnmann seine experimentellen Arbeiten "Recycling Hoch Drei". Diese Serie besteht aus Motiven von Recyclingmaterialien, die auch unter Verwendung analoger Fotogeräte entstanden. Die digitale Bearbeitung generiert etwas völlig Neues.

Regionale Kunstszene

Die Künstlerin Susanne Neumann aus Waldsassen ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Im artspace Erdel am Fischmarkt 3 und im angegliederten Schaulager Am Schallern 4 präsentiert sie unter dem Titel "in Bewegung" brandneue Arbeiten rund um das Thema Mobilität. In farbintensiven, figurativen Acrylbildern, Fotografien und Objekten setzt Susanne Neumann eines der Grundmuster des Menschseins in Szene. Für sie selbst ist das "in Bewegung sein" die große Konstante in ihrem Leben. Mit Anfang zwanzig zog sie zum Kunststudium nach Florenz, lernte Daniel Spoerri kennen, leitet heute als Vizepräsidentin seinen Skulpturengarten "Il Giardino" in Seggiano und betreibt neben ihrem Hauptwohnsitz in Waldsassen auch ein Atelier in Wien und entwickelt Kunstprojekte. Susanne Neumann ist eine sensible Beobachterin und eine mutige Künstlerin am Puls der Zeit. Sie begreift Kunst als Inszenierung, die Gedanken in Bewegung bringt.

Die junge Künstlerin Barbara Sophie Höcherl (*1983 in Wörth an der Donau) erfindet sich immer wieder neu. Für die Ausstellung in der Stadelgalerie im Künstlerhaus Andreasstadel, Andreasstraße 28, schuf sie filigrane und zugleich kraftvolle Objekte und Installationen zu den Themen Umwelt, Materialität, Tradition und sozialen Strukturen.

Im Kunstkontor Westnerwacht in der Weintingergasse 4 zeigt Emanuel Schmidt die sorgfältig kuratierte Schau "Winterbilder" des großen Malers Willi Ulfig (1910-1983). Das künstlerische Schaffen des mit vielen Preisen ausgezeichneten Malers ist geprägt von der Auseinandersetzung mit den grundlegenden Entwicklungen der Moderne. Ulfigs ganz kompromisslos eigenständige Bildsprache bezieht sich auf diese Strömungen und verwandelt sie in lyrisch-expressive Empfindungsmalerei, die sanft und melancholisch, freundlich und tiefsinnig mystisch eine innere Welt beschreibt, die erfüllt ist von meditativer Gelassenheit.

Für die hoch geschätzte Schmuckkünstlerin Brigitte Berndt (1955-2017) gibt es eine Gedächtnisausstellung - zum letzten Mal in ihrern alten Galerierräumen in der Unteren Bachgasse 11. Brigitte Bernds Schmuckgalerie hatte den Ruf, zu den 50 besten ihrer Art in Europa zu gehören, war internnational bekannt und anerkannt.

Einen umfassenden Überblick über die Kunstszene Ostbayerns bietet die aktuelle Jahresschau des Kunst- und Gewerbeverein in der Ludwigsstraße 6.

Stars auf dem Kunstmarkt

Die Stadtkunst in der Prüfeninger Straße 30 und der Neue Kunstverein am Schwanenplatz 4 bringen mit den Künstlerinnen Birthe Blauth bzw. Adidal Baou-Chamat Arbeiten hoch angesehener Video- und Konzeptkünstlerinnen nach Regensburg. Birthe Blauth beschäftigt sich mit den Mustern und Gesetzen, nach denen wir wahrnehmen, unser Umfeld strukturieren und unsere Kultur entwickeln. Dazu gehört auch, wie überhaupt Naturgesetze und Strukturen entstanden, ob die Welt auch ganz anders sein könnte und ob und welche Freiräume wir innerhalb dieser Strukturen haben. Sie geht mit künstlerischen Mitteln grundlegenden Fragen der Philosphie nach. In der Ausstellung „Universal Noise“ wird Birthe Blauth mit Videoarbeiten, Installationen, Zeichnungen und Objekten die Stadtkunst in eine Noiselandschaft zwischen Chaos und Sinn verwandeln.

Die deutsch-syrische Künstlerin Adidal Abou-Chamat (*1957 in München) setzt sich seit längerer Zeit in ihren Foto-und Videoarbeiten, sowie in Installationen und großen Collagen und Zeichenserien mit geschlechtsspezifischen und westlichen Projektionen, Rollenbildern und Klischees in Bezug auf ethnische, kulturelle Differenz auseinander. Dabei schreckt sie vor Provokationen nicht zurück. Sie zeigt Frauen mit Sprengstoffgürteln oder Balletttänzerinnen im Ganzkörperschleier. Ihr Ziel ist es, Identitätsmechanismen aufzudecken. Ihre Arbeiten werden im Neuen Kunstverein am Schwanenplatz 4 vorgestellt.

Auch Anna Bocek ist auf dem internationalen Kunstmarkt längst eine feste Größe. Für Regensburg hat sie Galerist Karl-Friedrich Krause entdeckt. Anna Boceks Welt ist die der Farben und der Emotionen. Der Kontrast der Farben, die Dynamik des Farbauftrags und die ausdrucksstarken Portraits entfalten eine Intensität, der man sich nicht entziehen kann. Die in der Galerie Art Affair in der Neuen Waaggasse 2 gezeigten Arbeiten aus den Serien ATACAMA und ENSUEÑOS entstanden im Jahr 2019, in Reflexion ihrer Reise nach Südamerika. Neu ist, dass Anna Bocek das Element der Natur erstmals in ihre farbenprächtige, kontrastreiche Malerei einbindet, als Chiffre für ungezähmtes wildes Wachstum. Artist Talk ab 19 Uhr.

Der für seine Skulptureninstallationen bekannte Künstler Ottmar Hörl präsentiert in der Galerie Andrea Madesta, Wahlenstraße 3, Miniaturen des Regensburger Doms. Ottmar Hörl möchte mit seiner Konzeptkunst Impulse setzen. Er fordert von sich als Künstler, eine Idee zu entwickeln, die weiter geht als nur ein Förmchen irgendwo hinzusetzen. Die Idee muss versuchen, das zeitgenössische Denken auf den Punkt zu bringen, von dem aus dann die Menschen ihre ganz persönliche Struktur entwickeln können.

Medienecho

Mittelbayerische Zeitung

TVaktuell

Blizz

Regensburger Tagebuch

Weltkunst

RegensburgNow

Bildnachweis: Susanne Neumann: Picknick, 2019 | artspace Erdel.
Mehr Informationen über die Künstlerin Susanne Neumann unter www.erdel-shop.de