Chinesische Propagandakunst und westliche Markenwerbung
Der in Changsha geborene Künstler Zhao Bin kam 1999 zum Studium an der Akademie der Künste nach München und ist der Stadt seither treu geblieben. Ihm gefallen die Sprache und die Lebensart. Viele Erlebnisse aus dem Alltag verarbeitet Zhao Bin in seinen humorvoll-ironischen Bilderserien. Wie zum Beispiel in seinem Bildertagebuch "Master Bin", das er seit 2010 in loser Folge pflegt. Noch lange bevor "Instagram" groß in Mode war, begann Zhao Selfies in Anlehnung an die Polaroid-Fotografie zu malen und seine emotionale Gedankenwelt zu kommentieren. Mal direkt, mal ironisch gebrochen, immer mit einem Augenzwinkern. Kein Pathos, dafür ein unbestechlicher Blick auf die Realitäten und Trivialitäten, die ihm begegnen.
Zhao Bin ist ein chinesischer Künstler der neuen Kunstbewegung, die sich in China nach 1989 entwickelt hat. Elemente der Propagandakunst aus den Zeiten der chinesischen Kulturrevolution finden sich ebenso in seinen Bildern wie eine ironische Verarbeitung westlicher Werbesprache in der Markenwerbung - und treffen sich auf ganz verblüffende Weise. Seine Bilder sind dabei nicht nur ein Spiel mit der Ikonographie von Kulturrevolution und Pop-Art, sondern vielmehr eine Auseinandersetzung mit der Wirkung unserer Sehgewohnheiten - unabhängig von unserem kulturellen Hintergrund.
In der aktuellen Serie "Lustvoller Panda" führt Zhao Bin die Erforschung der Mechanismen der medialen Selbstdarstellung konsequent fort. Für den Wunsch nach Individualität und Einzigartigkeit in der Massengesellschaft findet Zhao Bin ironisch liebevolle Metaphern. Die Künstlichkeit des medialen Surroundings ästhetisiert er in hochartifiziellen Landschaftsräumen.
Die (post)moderne Identität setzt sich aus verschiedenen Versatzstücken zusammen, die aus mehreren Kulturkreisen stammen. In der globalisierten Welt kann sich der Mensch vieler Denkmodelle bedienen und sein Bild von sich und der Welt nach Belieben immer wieder neu zusammensetzen.
Zentrale Themen in Zhao Bins Werk sind Prozesse der kulturellen Durchdringung, der Aneignung und Adaption. Aber auch immer wieder Marginalisierungen und Aspekte des Fremden, die sich auch unabhängig von kulturellen Prägungen, nie gänzlich überwinden lassen. Zhao Bin entdeckt immer wieder das Befremdliche im Eigenen - eine besondere Form des Exotischen.
Auszeichnungen
Zhao Bin studierte an der Akademie der Künste in München von 1999 bis 2006 Malerei bei Prof. Axel Kasseböhmer. Die Diplomarbeit wurde mit dem Laura und Lorenz Reibling - Preis der Stiftung Kunstakademie München prämiert.
Publikationen
Wolf Erdel (Hrsg.) Zhao Bin: Münchner Arbeiten 2000-2006. Regensburg: Dr. Erdel Verlag, 2006.
Mit einem Textbeitrag von Franz Xaver Peintinger. 46 Seiten, 62 Abbildungen.
Wolf Erdel (Hrsg.). Zhao Bin 2006-2012. Regensburg: Dr. Erdel Verlag, 2012.
Ausstellungen im Dongwuan Museum, China (2015), im Millenium Center of Contemporary Art, Changsha, China (2012), in der Galerie Patricia Zewe, München (2011), Galerie Krampl, München (2009), in der Galerie Tai Yan Hong, Shanghai (2009) und seit 2005 regelmäßig im Artspace Erdel in Regensburg.
Öffnungszeiten artspace Erdel
Jeden Werktag nach Vereinbarung
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Dr. Erdel Verlag
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