Premiere
Das Publikum darf auf die Premiere im Cordonhaus Cham gespannt sein. Die Leiterin und Kuratorin der Ausstellung Anjalie Chaubal sieht die Ausstellung als kleine Sensation für das Haus. Martin Wöhrls Arbeiten sorgen deutschlandweit für Furore. 2016 beispielsweise die breit rezipierte Ausstellung "12 Halbe" im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt oder etwa seine Installation "Feld" auf dem Domplatz in Fulda 2015. "Dass wir hier im Cordonhaus Martin Wöhrl präsentieren und einige Arbeiten sogar als erstes Ausstellungshaus zeigen können, ist schlicht großartig".
Außergewöhnliche Inszenierung im Raum
Sein hervorragendes Gespür für Räume, wird vor allem in den neu für die Ausstellung gefertigten Installationen und Bildobjekten sichtbar. Er beherrscht das Spiel von Perspektiven und Blickachsen im Ausstellungsraum, das im Cordonhaus durch den Kontrast zum Charakter des Renaissance Gebäudes außergewöhnlich inszeniert ist.
Transformation
In der Ausstellung "Kurze Zeit Lang" liegt der Schwerpunkt auf der raffiniert subversiven Bildsprache Martin Wöhrls. Seine Skulpturen und Objekte sind bekannt für ihre maximale Reduktion und eine äußerst ungewöhnliche Verwendung von Fundstücken aus dem Alltagsbereich. Wöhrl spielt mit der Symbolik von Materialien wie Furnierholztürblättern, lackierten Platten und Eisengestellen, die in völlig neue Gestalt gebracht werden. Geometrisch konstruierte Versatzstücke dieser oftmals spröden Materialien werden sensibel farblich kombiniert und ahmen in ihrer neuen Form auf scharfsinnig subtile Weise Bekanntes nach.
Der Bildhauer bedient sich hierfür sowohl der Sprache als Basis seiner Ideenfindung – wie der Titel der Ausstellung anklingen lässt - als auch unterschiedlichster Gegenstände, deren Strukturen herausgearbeitet, auseinander dividiert und neu kombiniert werden. Oft sprengen Wöhrls Skulpturen das Format ins Überlebensgroße und stehen uns mit ihrem spezifischen Charme geradezu schmunzelnd gegenüber.
Die präzise Werkschau in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham macht die Tür ganz weit auf für Überraschungen, die der gewohnte Alltag dem zu bieten vermag, der bereit ist, seinen Blick eine "kurze Zeit lang" auf den Kunstwerken verweilen zu lassen.
Künstlergespräch mit Martin Wöhrl
Sonntag 5. März 2017, 14 Uhr, Eintritt frei
Martin Wöhrl gibt Einblick in sein künstlerisches Schaffen: Welche Gedanken und Ideen seinen Werkserien vorausgehen, welche kunsthistorischen Bezüge er bewusst aufgreift, etwa bei "Eiermann & Co", und welchen Transformationsprozessen er triviale Alltagsgegenstände unterzieht, um sie in seine individuelle Bildsprache zu übersetzen.
Das Künstlergespräch wird umrahmt vom Ensemble "Chamerata Vocalis", einer ganz neuen Formation unter der Leitung von Andreas Ernst, und einer „a capella“ Version des titelgebenden Volksliedes "Kurze Zeit lang".
Die Dinge aus dem Leben in die Kunst holen
Den Einstieg in das Künstlergespräch bildete die Serie der Plattencover, weil hier die Arbeitsweise des Künstlers besonders deutlich wird. Er reduziert die Formensprache des ursprünglichen Layouts auf Farben und geometrische Strukturen und lässt in seinem künstlerischen Spiel neue Bilder entstehen. Es handelt sich hier um sehr leichte Papierarbeiten mit starker Reminiszenz an Josef Albers, die in ihrer Art auch etwas sehr Bildhauerisches beinhalten.
Martin Wöhrl liebt Ausgangsmaterialien, die an sich nicht viel kosten, Materialien, die für andere Menschen wertlos geworden sind. Die Langspielplatten beispielsweise findet er auf Flohmärkten. Genau so gerne arbeitet er aber auch mit Pressspan, alten Türen oder Schreinerabfällen, aus denen er neue Kunstwerke baut.
Liebe zur Schnelligkeit und Lebendigkeit
Am Schaffensprozess liebt Wöhrl die Idee, das sich Herantasten, das Spontane, das Nicht-Perfekte und eine gewisse Schnelligkeit im Herstellen: Sägen, Kleben, Malen mit Farben, die gerade zur Hand sind. Im Gegensatz zur Idee, die er oft lange mit sich herumträgt. Wöhrl meint schmunzelnd: „Es ist eigentlich bei all meinen Arbeiten so: Es ist kein Geheimnis dahinter. Sie sind in der Ausführung nachvollziehbar. Ohne jahrhundertelang ausgefeilte Technik. Ich finde das auch ganz gut so.“
So als wäre das Kunstwerk schon ewig da gewesen
Gerade an den neueren Metallarbeiten sieht man sehr schön Wöhrls Faible für Lebensspuren an den Materialien. Ihm gefällt der Widerspruch zwischen der neu entstehenden Arbeit und dem alten, gebrauchten Material. Das gibt dem Kunstwerk die Aura, als ob es schon ewig da gewesen wäre. Die Arbeit gewinnt dadurch eine andere Qualität.
Wöhrl hat angefangen, diese Alterungsspuren zu beschleunigen, wie z.B. beim siebenteiligen Ensemble Eiermann und Co aus dem Jahr 2017, die im Cordonhaus erstmals ausgestellt sind.
Intellektuelles und sinnliches Vergnügen
In der konzentrierten Werkschau im Cordonhaus Cham laufen verschiedene Linien des künstlerischen Schaffens Martin Wöhrls zusammen. Kommend von der Minimal Art, sich von der großen Strenge befreiend, wieder zurückfindend zur Urform des rechten Winkels, schenkt die Ausstellung einen profunden Blick auf die Entwicklung des Künstlers. Die präzise Hinführung der Kuratorin Anjalie Chaubal zu die einzelnen Werkgruppen und Martin Wöhrls ehrliche, aufgeschlossene Art machten den Besuch in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham zu einem großen intellektuellen und sinnlichen Vergnügen.
Über den Künstler Martin Wöhrl
*1974 München, lebt und arbeitet in München
1996-2002 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München, Meisterschüler von Prof. James Reineking
2000 Edinburgh College of Art, GB
2002 Glasgow School of Art, GB.
2011 Lothar-Fischer-Preis für Bildhauerei/for Sculpture, Neumarkt i.d.OPf
2007 Villa Concordia, Bamberg
2004 USA-Stipendium des Bayerischen Staates
2002 Debütantenpreis der Akademie der bildenden Künste München; Bayerischer Staatsförderpreis
Termin für das Pressegespräch
Donnerstag, 19. Januar 2017, 16 Uhr
Städtische Galerie Cordonhaus Cham
Dauer der Ausstellung
22. Januar – 12. März 2017
Öffnungszeiten der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham
Mi - So und Feiertage 14 - 17 Uhr
Do 14 - 19 Uhr
Faschingsdienstag geschlossen.
Für Gruppen auch nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.
Propsteistr. 46 | 93413 Cham
Leitung: Anjalie Chaubal M.A.
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Telefon: 09971 8579-420
Kuratorenführung
Anjalie Chaubal und Simone Seifert
Sonntag 5. Februar 2017, 14 Uhr
Über die Städtische Galerie Cordonhaus Cham
Die Städtische Galerie Cordonhaus Cham und das Museum SPUR in Cham gehören zu den herausragenden Kunstorten in Ostbayern. In Wechselausstellungen zeigt das Cordonhaus Cham das zeitgenössische Kunstschaffen sowohl regionaler Künstler von Rang als auch namhafter Künstler aus ganz Deutschland.
Unter der Leitung von Anjalie Chaubal macht insbesondere das Cordonhaus mit spezifisch für das Haus kuratierten Ausstellungen auf sich aufmerksam. Mit Wagemut und präzisem Urteilsvermögen gelingt es ihr, innovative Kunstpositionen nach Ostbayern zu holen.
Medienecho
"Martin Wöhrl fordert unsere Sehgewohnheiten heraus" , Mittelbayerische Zeitung - 13. Januar 2017
"Kleine Sensation“ für das Cordonhaus", Mittelbayerische Zeitung - 16. Januar 2017
"Aus Alltäglichem wird Kunst", Chamer Zeitung - 21. Januar 2017
Bayern 5 aktuell Ausstellungtipps - 23. Januar 2017
Bayern 2 kulturWelt - 24. Januar 2017
"Minimalistisches wird konkrete Kunst", Chamer Zeitung - 24. Januar 2017
"Neue Sichtweisen auf Altbekanntes", Mittelbayerische Zeitung - 25. Januar 2017
"Orte der Erinnerung", Landshuter Zeitung - 27. Januar 2017
"Wo Gebrauchtes ein Eigenleben hat", Mittelbayerische Zeitung - 1. Februar 2017
TVaktuell, 3. März 2017
"Ein intellektuelles und sinnliches Vergnügen", Wochenblatt - 7. März 2017
"Als wäre das Kunstwerk schon ewig da", Mittelbayerische Zeitung - 8. März 2017
"Es ist kein Geheimnis dahinter", Chamer Zeitung - 9. März 2017