Extrovertierte und farbenfrohe Comic-Ästhetik
Ende der 1970er Jahre machte er als Gestalter von Logos und dem Design des Barhockers Duplex - einem schiefen Möbelstück mit drei unterschiedlichen, dünnen Beinen - einen Namen. 1981 lud ihn Ettore Sottsass nach Mailand ein, um an einer Ausstellung Memphis International Style teilzunehmen. 1987 waren Mariscals Arbeiten in einer Einzelausstellung im Centre Pompidou in Paris zu sehen.
Preisgekröntes postmodernes Identity-Design
In den folgenden Jahrzehnten gestaltete Javier Mariscal verschiedene Industriedesigns, beispielsweise die Vase Olé mit Hut sowie den Stuhl Garriri mit großen Mickymaus-Ohren an der Lehne und bunten Schuhen an den Stuhlbeinen.
Für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona entwarf der Designer in Anlehnung an eine seiner früheren Underground-Comic-Figuren das Maskottchen Cobi - sein internationaler Durchbruch auf breiter Ebene.
1995 gewann seine Firma "Estudio Mariscal", gegründet 1989, mit der Figur Twipsy die Ausschreibung zur Gestaltung eines Identity-Designs für die EXPO 2000 in Hannover. Das bunt gestreifte Wesen mit der dicken Nase und zwei unterschiedlichen Schuhen sah man bald auf Tassen, Uhren, T-Shirts, Sonderbriefmarken und Taschen. Es entstand sogar eine Trickfilm-Fernsehserie, die auf KIKA ausgestrahlt wurde.
1995 wurde er mit dem spanischen Nationalpreis für Design ausgezeichnet.
Zu seinen Kunden gehören u.a. auch die schwedische sozialdemokratische Partei, internationale Möbelfirmen und das Gran Hotel Domine in Bilbao, für das er ein Designkonzept schuf, das mit dem gegenüber liegendem Guggenheim-Museum hervorragend korrespondiert.
Das "Estudio Mariscal" kreiert Websites, Werbespots und Illustrationen für internationale Zeitschriften wie The New Yorker, El Mundo oder das Time Out Magazine.
Animationskino
Nach über 30 Jahren Grafik und Design kehrt Javier Mariscal 2010 zu seinen Wurzeln als Zeichner zurück. Mit dem Regisseur Fernando Trueba schuf er den Film Chico & Rita. Der Film erzählt die Geschichte des jungen Pianisten Chico und der Sängerin Rita, die für ihre Leidenschaft zur Musik und ihre Liebe kämpfen.
Dem Werk über die Musikszene Havannas der späten 1940er und 1950er liegt auf der audiovisuellen Schiene die Tradition des Bolero zugrunde. Hergestellt wurde der Film im Rotoskopieverfahren. Realaufnahmen wurden in Trickbilder umgewandelt. Dafür wurden Trueba und Mariscal mit dem Europäischen Filmpreis 2011 und erhielten den Goya in der Kategorie "Bester Animationsfilm".
Mariscal World in Regensburg
Das spanische Film- und Kulturfestival cinEScultura präsentiert in Zusammenarbeit mit der städtischen Galerie im Leeren Beutel eine beeindruckende Fülle von Arbeiten aus über 40 Jahren. Javier Mariscal entwickelte für die Innenarchitektur des ehemaligen Getreidespeichers, in dem die städtische Galerie untergebracht ist, ein völlig neues Raumkonzept.
Die ursprünglichen Strukturen der drei Ausstellungssäle des Leeren Beutels werden durch die farbigen und schwarz-weißen Bilder Mariscals aufgehoben. Das untere Stockwerk des Museums ist den Portraits und Projektionen von Animations-Sequenzen, u.a. zu einer seiner ersten Comic-Figuren Fermín (Serie Garriris) gewidmet. Aneinander montiert wirken sie wie Vorhänge, die luftig-leicht im Raum schweben. Der Besucher bahnt sich seinen Weg durch eine Art grafisches Labyrinth aus sketches.
Das zweite Stockwerke steht ganz im Zeichen der Lebensart und Kultur des spanischen Mittelmeerraums: Straßenszenen, Terrassen, Läden, Cafés und Tapas. Im 3. Stock taucht der Besucher in das Kuba der 40er und 50er Jahre ein. Dort steht Mariscals Mitarbeit an dem außergewöhnlichen Filmprojekt Chico & Rita (2010) im Zentrum.
Wie der Titel der Werkschau schon anklingen lässt, wird Javier Mariscal seinen künstlerischen Kosmos, seine eigene Welt nach Regensburg transponieren. Die Besucher haben die einmalige Gelegenheit in die Welt des Designers einzutauchen und quasi mit Mariscals Augen zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Eröffnung am So, 29.05. / 11.00 Uhr, Städtische Galerie im Leeren Beutel in Anwesenheit des Künstlers
Ausstellungsdauer: 29.05 – 11.09.2016
Presse-Echo
Kulturtipp Deutschlandradio Kultur
Botschaft von Spanien in Berlin
Links
Städtische Galerie im Leeren Beutel